Mittwoch, 18. Februar 2015

„Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“ (John Lennon)



Liebe Freunde, Verwandte, Bekannte und Interessierte
Seit meinem letzten Rundbrief ist einige Zeit vergangen und ich möchte euch nun über diesem Wege über einige Veränderungen informieren.  Tatsächlich ist es so, dass ich mich gar nicht mehr in Simbabwe befinde sondern nun wieder in Berlin weile. Mitte Januar habe ich mich entschieden meinen Einsatz in Makumbi, Simbabwe aus persönlichen Gründen zu beenden.

Der Abschied von Makumbi war sehr ungeplant und plötzlich. Dennoch konnte ich mich von allen persönlich verabschieden. Vielen neuen Freunden und Bekannte musste ich hinter mir lassen, was auch nicht nur einfach war. Besonders habe ich mich von den Kindern aus dem Heim verabschiedet, aber auch von meiner Kommunität und den Frauen im Frauenzentrum Wadzanai. Nun plötzlich den Rucksack zu packen, ein letztes Mal durch die Missionsstation zu laufen, die Felsenberge und blühende Landschaft zu betrachten, hat sich irgendwie komisch angefühlt. So als wäre ich noch nicht fertig mit diesem Ort, mit diesem Land. Vielleicht zieht es mich ja eines Tages ja wieder nach Simbabwe?!-Wer weiß!  

24 Stunden hat die Rückreise nach Deutschland gedauert. Gerad noch in der warmen Sonne Afrikas, erwartet mich am Frankfurter Flughafen Schneefall. Fasziniert von der Kälte und den dicken Wintermantel aber auch von der Geschwindigkeit konnte ich „meine eigene Heimat“ ganz neu entdecken und auch genießen. In den letzten Wochen habe ich Deutschland, unseren Luxus und den oft als selbstverständlich angesehenen hohen Lebensstandart mit ganz anderen Augen wahrgenommen. Aber auch die berühmte Berliner (Un-)Freundlichkeit und der deutsche Behörden- und Papierterror ließ nicht lange auf sich warten. Da fühlt man sich ja gleich ganz wie zu Hause J
Ich freue mich nun darauf euch bald zu sehen und sprechen zu können und euch nun auch persönlich von meinen Erfahrungen in Makumbi und Simbabwe berichten zu können. 

Zum Thema Spendenkonto: Das Geld was bisher gespendet wurde, ist nach wie vor auf dem Spendenkonto. Das Konto wird noch eine Weile offen sein und es ist trotzdem weiterhin möglich die Projekte in Makumbi zu unterstützen. Im Laufe des Jahres werde ich mit meiner Organisation entscheiden, wie die Gelder eingesetzt werden.
Es grüßt euch herzlichst
Rebekka „Bekki“ Schuppert

Dienstag, 23. Dezember 2014

Anders Leben

Die Sonne taucht das Dorf ins Licht. Die Dunkele Nacht ist vorbei. Der Tag bricht an... somit auch die Arbeit.

Wasser holen,
das Geschirr vom Vortag waschen
das Haus ausfegen
Feuer machen
Wasser kochen
Tee trinken und was essen
wieder Wasser holen
der Wasser-Eimer schwankt gefährlich auf meinem Kopf
Zähne putzen unter freien Himmel
mit einer Hacke das Feld hacken
Mais pflanzen
mit der Schubkarre gehts zur Mühle: Mais verwandelt sich in Maismehl
Wasser holen
Wäsche mit den händen waschen
Das Huhn töten, rupfen, ausnehmen
Maisbrei rühren
Die ungeübte Hand am Feuer verbrennen
Zufrieden am Feuer setzen und den ersten selbstgekochten Maisbrei verspeisen
Erdnüsse rösten
Erdnüsse mit Steinen zu Peanutbutter verwandeln 
vor der Küchenhütte sitzen, Tee trinken und die Zeit fließen lassen
Wenn es dunkel wird werden Kerzen angezündet.
Früh Schlafen gehen.

"Ein Jahr anders Leben" ist einer der Leitsätze des Freiwilligenprogramms der Jesuiten. Dies hab ich in der letzten Woche mal ganz intensiv ausprobiert. Mit meinem guten Freund und Shona-Lehrer bin ich in ein weiter entfrentes Dorf gefahren. Wir haben dort seine Großmutter besucht. Die alte super-herzliche Frau hat sich sehr über den Besuch des Enkels und mir gefreut. Voller Stolz zeigte sie mir ihr Haus, dass sie selbst nach dem Tod ihres Ehemannes errichtet hat. Da mein Shona immer noch ausbaufähig ist und ihr Englisch auf einige Worte belief, wurde unsere Kommunikation recht abenteuerlich. Aber mit den paar Worten und Sätzen, Händen und Füssen gings dann doch irgendwie. Sehr berührt hat mich die unendliche Gastfreundschaft und Geduld jemanden Fremdes wie mich aufzunehmen, der sich nebenbei von morgens bis abends ziemlich hilflos verhält, die Bereitschaft trotz ihrer Armut alles zu teilen was sie hat und die Dankbarkeit dass ich sie besucht habe






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Mittwoch, 10. Dezember 2014

Together We Can Stop Gender-Based-Violence

Letzte Woche gab es einen großen Aktionstag gegen Gender-Based-Violence im Wadzanai-Center. Im Programm einer größeren Aktion, die landesweit stattfindet und den Titel 16-Days of activism against gender based violence trägt, wurde auch im Wadzanai ein Aktionstag durchgeführt.
Viele Gäste und Organisationen versammelten sich an diesem Tag im Community Center. Es wurden viele Reden gehalten in denen auf die besonderen Probleme der gender-based-violence eingegangen wurden. Das 90% der Täter männlich sind und es somit besonders ein Frauen-Thema ist, kam deutlich heraus. Es wurden mehrfach auf die psycholigischen, emotionalen und physikalischen Folgen von sexueller und häuslicher Gewalt hingewiesen. Wie auch sexueller Missbrauch bei Kindern ein Thema war
Im Zusammenhang mit der Stellung der Frauen wurde auch die wirtschaftliche und gesundheitliche Situation von Frauen in Simbabwe diskutiert.
Gerad im ärmlichen Umfeld fehlt das Geld für eine entsprechende Gesundheitsversorgung. Die Frauen sind dann oft abhängig von den Ehemännern die das Geld mitbringen und auch darüber entscheiden wie das Geld engesetzt wird. Und wenn es im Zweifel die nächste Bar ist.

Der große Aufruf an dem Aktionstag, war jede Form von Gewalt zur Sprache zu bringen, anzuzeigen. Vertreter der Polizei waren ebenso da, um ihre Bereitschaft Opfer zu unterstützen zu zeigen.

Täter anzuzeigen ist keine Selbstverständlichkeit-vor allem in den sehr ländlichen Gebieten. Der Weg zur nächsten Polizeistation ist weit. Und die finanzielle Abhängigkeit gerade zu männlichen Familienmitgliedern hoch. Oft fühlen sich die Opfer und die Angehörigen dem gegenüber völlig machtlos.
Ich habe mal von einem Fall gehört, wo der Familie des Opfers (Kindermissbrauch) als „Wiedergutmachung“ eine Ziege überreicht wurde. Eine Ziege mag ein kostbares Geschenk sein, das Opfer erfährt somit jedoch keine Gerechtigkeit und muss zudem in Angst vor dem Täter weiterleben.

Um so wichtiger und wertvoller ist es, dass es Menschen gibt, die sich gegen diese Ungerechtigkeit auflehnen und engagieren. Das Wadzanai ist eine lokal-gegründete Organisation. Die Frauen kommen alle aus der Umgegbung. An diesem Tag gab sogar eine Demo durch Makumbi. Rund 500 Leute zogen mit Plakate und Bannern über die Straßen und riefen auf:„Together we can Stop Gender based violence“



Nicht erschrecken! Der Frau ist nichts passiert. In einem Theaterstück wurde die Thematik aufgearbeitet.



Weihnachtsbäckerei

Am ersten Advent hat mich dann doch die Sehnsucht nach adventlicher Stimmung gepackt: Also hab ich bei mir eine kleine Weihnachtsbäckerei gestartet und bekam tatkräftige Unterstützung :)

Völlig geschockt waren meine Helfer als sie dann die eigens gebckenen Plätzchen auch noch essen durften. Damit hatten sie wohl nicht gerechnet. 

Hier einige visuelle Eindrücke!







Schools Out!!!

Es ist das letzte Wochenende des Terms. Das Schuljahr ist fast vorbei und Weihnachten ist auch schon in sichtweit. In der Pre-School, in der ich mithelfe, gibt es eine Graduation-Feier. Es ist alles hoch-offziell. Die Kinder tragen Lieder und Geschichten vor. Es ist viele Gäste geladen. Die Ordensschwestern und der Superior der Mission ist gekommen. Genauso wie viele Eltern und Verwandte. Die Kids aus dem Kinderheim sind auch alle da um ihre älteren oder jüngeren Geschwister zu unterstützen. Die Kleinen Absolventen tragen sogar Roben und bekommen Zertifikate überreicht. Es gibt richitg gutes Essen mit Fleisch, Reis, Salat und Softdrinks.. sogar Eis als Nachtisch.

Es mag komisch sein, dass für die Vorschule so ein großer Aufwand betrieben wird, für einige Kinder mag es aber vielleicht der einzige offizielle Abschlussfeier in ihrem Leben bleiben.






Für einen Fall hat es heut nicht gereicht: Einer Familie hat das Geld für Graduation-Feier nicht gereicht. Der Vater ist ernsthaft krank und die Arztrechnungen hatten nun wohl höhrere Priorität. Für das Mädchen ist es sehr traurig. Zumal sie ist erst vor einigen Wochen zum Opfer eines Missbrauch geworden.

Freitag, 28. November 2014

Was bisher geschau...Frauenpower (16 Kinder!)

Das Frauenzentrum Wadzanai wird langsam zu einer meiner Lieblingsorte in Makumbi. Im Gegensatz zur Mission ist das Wadzanai nicht so überlaufen und die Mitarbeiterinnen dort kennen mich nun und ich hab tolle Gespräche mit den Frauen. Eine Frau erzählte mir einen Tag dass ihre Großmutter 16 Kinder hatte. Mit viel Humor erzählt sie „stell dir vor 16 Kinder...ich glaub ab dem 5. war es eher wie auf Klo gehen“

Ich helfe hier viel im Food-Processing mit. Mit dem Trockner tocknen wir die verschiedenesten Früchte und Gemüse -Sorten. Die Peanutbutter-Maschine produziert die leckerste Peanutbutter im Land. Dann gibt es oft auch Meetings und Veranstaltungen. Wie letztens die Mitgliederversammlung des Community Centers wo unter anderem der Haushalt und Budget-Planung vorgestellt und diskutiert wurde. Das zeigt auf der einen Seite wie transparent die Organisation arbeitet, auf der anderen Seite kann diese Diskussion kann die weiblichen Mitglieder auch befähigen in diesem Finanz-Themen fit zu werden.
Als eigene kleine Aufgabe habe ich nun die Frauen in Computer-Themen zu trainieren. So habe ich mit einigen schon eine Email-Addresse eingerichtet und geübt wie man sich einloggt und Emails verschickt. Ich hoffe dass ich damit weitermachen kann und auch Frauen trainieren kann, die noch keinen Kontakt zu PCs hatten. Auch in Simbabwe wird das gerade in der Kommuniktation mit Geldgebern und bei der Vernetzung mit anderen Organisationen immer wichtiger.

 

Was bisher geschah...Schule!

In den Schulen herrscht große Aufregung und Anspannung: Es ist Prüfungszeit. Gerade für die A-Levels (Abiturienten) ist dies eine aufregende Phase. Auch in der Pre-School gibt es Ende November eine Gradulation-Feier für die älteren Kis die dann auf die Primary School (Grundschule) wechseln. Diese Gradulation-Feier bereiten wir nun schon seit einigen Wochen eifrig vor. Es werden Songs und ein Theaterstück eingeübt.

An dieser Stelle vielleicht einige Worte zum Schulsystem, welches man so komplett auch in Makumbi wiederfindet:

Mit 3-4 Jahren kommen die Kinder in die Pre-School. Eine Mischung aus Kindergarten und Vorschule. Hier müssen sie ein bestimmtes Niveau erreichen um in die Grundschule gehen zu können. Normalerweise dauert das zwei Jahre, bei ganz cleveren Kids nur ein Jahr.
Nach der Pre-School kommen die Schüler in die Primary School Dort geht es los mit Grade 0 Was auch nochmal eine Art Vorschule ist. Anschließend geht es mit Grade 1-7 weiter. Jeweils ein Jahr.
Die Schulgebühren für Pre und Primary School sind verhältnismäßig niedirg und liegen bei ca 20 Dollor pro Terms. Es gibt aber auch Familien die sich diese Summe nicht leisten können. Es gibt die Variante mit Sachgütern wie z.B. Mais zu bezahlen oder es wird nach einer andern Lösung gesucht.

Das Schuljahr ist in drei Terms eingeteilt

Term 1:Januar-März, April ist frei,
Term 2: Mai- Juli, August ist frei,
Term 3: September -November/ Dezember ist frei.

Die High-School/Secondary School ist dann in Forms eingeteilt. Die Zählung beginnt zum Beginn der High School Neu. So beginnt es hier mit Form 1, Form 2 usw. In Form 4 macht man das O-Level. Das ist vergleichbar mit dem Mitteleren Schulabschluss in Deutschland. Danach kann man Training (Ausbildungen) besuchen oder mit der Secondary School fortsetzen und sich in Form 5 und Form 6 auf das A-Level als Abitur vorbereiten. Mit den A-level wird auch die berechtigung eine Universität zu besuchen, erreicht.
Viele Secondary School sind Boarding Schools als Internate. Die Schüler halten sich dann drei Monate am Stück in den Internaten und in der Schule auf. Oft ohne Kontakt nach Hause zu haben. Handys sind nämlich nicht gestattet. In Makumbi besuchen ca 600 SchülerInnen die Boarding Schule, hinzu kommen ca 200 Day Students. Also Leute aus der Umgebung, die die Schule besuchen. Durch die Mixung von Boarding School und Day School vermisschen sich hier Familien, die sich eine Boarding School leisten können mit Kids aus der ländlichen Umgebung. Eine Selektion wie im deutschen Schulsystem gibt es nicht. Alle besuchen von der Pre-School bis zum A-Level die gleiche Schule. Ein SchülerIn der im ersten Anlauf das O-Level nicht geschafft hat, kann wiederholen und später noch das A-Level machen und zur Universtät gehen. Der Unterricht findet komplett auf Englisch statt.
Die Schulgebühren sind hier deutlich höher als an der Primary School. Für Day Students ca 100 Dollar, Für Boarding Students ca 450$ 

Gerade Kinder aus ärmeren Familien kommt die Struktur des Schuljahres in verschiedenen Terms sehr entgegen. Sie können so in den freien Monaten (April, August und Dezember) arbeiten gehen und somit ihre Schulgebühren, zusammen sparen. Oft ist es aber auch nicht möglich die hohen Gebühren zu zahlen. Zum Beispiel wenn jemand in der Familie krank wird oder stirbt. Oft verlieren die Jugendlichen so ganze Jahre und besuchen deswegen erst später die nächste Form.  

Schuluniformen für die großen...

...und für die kleinen.